Freuet Euch!

Mon, 23 Mar 2020 08:30:48 +0000 von Thies Jarecki

Eine junge Motte fliegt hinaus in den Tag. Am Abend kommt sie wieder nach Hause. Ihre Mutter fragt: „Kind, wie war dein erster Tag alleine draußen?“ Die kleine Motte antwortet: „Toll, Mama, überall, wo ich vorbeikam, haben die Leute geklatscht!“
Ich weiß nicht, ob er Ihnen gefällt? Mir ist dieser Witz ans Herz gewachsen. Eine alte Dame hat ihn mir erzählt. In Hannover. Im fünften Stock. Ich hatte sie zum Geburtstag besucht und sie war allein und hat erzählt. Von Ihrer Kindheit in Ostpreußen, von der Flucht, vom schwierigen Verhältnis zu Ihrem Sohn. Davon, dass sie nicht mehr aus ihrer Wohnung kommt. Und davon, dass sie sich selbst Witze erzählt, um nicht zu verbittern.
Eine Frau, für die schon vor zehn Jahren unfreiwillig Realität war, was sich uns heute als lebenswichtige Aufgabe stellt: Zuhause bleiben. Isolation auf uns nehmen. Und sie hatte eine Strategie gefunden, damit umzugehen. Das ändert die Lage nicht. Und es wird auch nicht immer die Kraft da sein, sie anzugehen. Aber sie bewirkt und zeigt und feiert einen Moment, dass diese Situation nicht das ganze Leben bestimmen soll: Sie erzählt sich Witze. Sie lacht. Sie schmunzelt. Sie lässt Humor in ihr Leben. Sie gibt die Perspektive des Vergnügens nicht auf. Sie hat Lust zur Freude und an der Freude. So wie die Motte im Witz. So wie der Sonntag Lätare in der Passionszeit. Mitten auf Jesu Weg zum Kreuz ruft er dazwischen: „Freuet Euch“! „Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich alle, die ihr sie lieb habt.“ (Jesaja 66, 10). Theologisch gilt der Sonntag als kleines Osterfest. Als Vorzeichen, dass das Leid nicht alles bestimmen wird. Dass ihm nicht das letzte Wort über die Situation zusteht. „Freuet Euch“!  Nicht mit zynischen Partys gegen alle vernünftigen Regeln. Aber in Haltung und Gemüt. Verengt die Perspektive eures Herzens nicht. Lasst einen Spalt Licht in der Tür. Gern auch mit einem Witz. Amen
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