Wachstum. Ein Kulturkirchenprojekt

Gedanken und Gebet zum Projektstart

Musik: Wir wollen alle fröhlich sein (EG 100)
 
 Die Osterkerze wird angezündet. 
 
 Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!
Halleluja! 
Frohe Ostern, Lieber Henning. Schön, dass Du da bist. Frohe Ostern. Das Licht leuchtet. Das Licht des Lebens. Die neue Osterkerze zeigt das. Mit Licht aus Wachs. 
 
Mit Wachs willst Du auch Licht machen. Lieber Henning. Etwas Neues machen, wie die neue Kerze. Aber nicht wie die Kerze als Brennendes Licht, das sich verzehrt, sondern gegenständlich willst Du Licht machen. Licht willst Du gestalten, das bleibt. In einem längeren Prozess willst Du das tun. Bis Pfingsten ist geplant. 
Licht willst Du gestalten, Nicht nach unten brennend und nach oben und in den Raum strahlend, sondern von oben kommend. Eine Art Schlauch aus Wachs willst vom Turm hinab in den Raum des Mausoleums wachsen lassen, in den Aufbahrungsraum unserer Friedhofskapelle. 
 
Es soll das Licht zeigen, das durch die Fenster oben einfällt. Und das Hoffnungslicht symbolisieren, das Osterlicht, das in diesem Raum strömt. Es macht diesen Raum nicht einfach hell und vertreibt das Dunkel, sondern es hat eine besondere Eigenart. Wachs ist einprägsam für Berührungen. Aber es nimmt auch Gerüche auf. 
 
Das Hoffnungslicht nimmt in sich mit hinein, was diesen Raum geprägt hat und was da geschieht, Gefühle, Erfahrungen, Erinnerungen, Tränen, Schluchzen, Seufzen und Gebete. Aus diesem Raum, aber auch aus der Kirche und der Gemeinde gesammelt in Wachsresten. (Sie stehen, da in einer Kiste hinter der Kamera. Darum sind sie jetzt nicht zu sehen) Alte Altarkerzen, Erinnerungslichter von Ewigkeitssonntagen, Osternachtskerzen, Handkerzen vom lebendigen Adventskalender, Kerzenspenden aus Haushalten. 
 
(Soweit erzähle ich Dir, was Du mir über Dein Kunstprojekt erzählt hast.) 
Mir ist noch eine Deutung eingefallen aus den Versen des Apostels Paulus aus dem 1. Korintherbrief Kapitel 15, Verse 19-28, über die heute zu predigen gewesen wäre: 
Da spricht Paulus davon, dass ohne Christi Auferstehung unsere Hoffnung sinnlos sei. Das macht deutlich, wodurch unser Hoffnungslicht leuchtet. Und Paulus sagt aber noch weiter, dass mit der Auferstehung Christi als Erstling, wie er das sagt, ein Prozess in Gang kommt, eine Sache beginnt, ein Wachstum gewissermaßen, das alles ergreifen wird: „durch einen Menschen die Auferstehung der Toten, … so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Sogar den Tod wird das überwinden. Und „am Ende wird Gott alles in allem sein“, oder anders übersetzt dass „Gott alles umfasst und in allem gegenwärtig ist“. 
 
Damit wir es nicht missverstehen, dein Wachstumsschlauch soll nun kein Staubsaugerrüssel werden, der alles in sich aufsaugt wie die galaktische Weltraumputze. 
 
Denn bei diesem Prozess, den Paulus beschreibt, soll ja niemand verloren gehen, sondern auch der Tod als letzter Feind überwunden sein. Um das in Worte zu fassen, kommt Paulus auch an seine Grenze, aber ich finde das Symbol, dass Du mit dem Material Wachs gefunden hast, hilft da weiter. 
 
Wenn alles in allem Gott ist, dann ist ihm wie dem Wachs alles eingeprägt alles in ihm erhalten und enthalten, wie in dem Wachs und zugleich zu etwas ganz Neuem gebildet.  Amen 
 
Musik Auf, auf mein Herz mir Freuden (EG 112). 
 
 
 
Lieber Henning 
 
Für die Arbeit geben wir das Osterlicht mit, mit der alten Osterkerze, die Du dann auch Teil des Wachstums werden lassen kannst. 
 
Für Deine künstlerische Arbeit wollen wir beten du Dich segnen. 
 
Unfassbarer Gott,  
zu Ostern hast Du Jesus auferweckt. Nicht damit seine Geschichte gut ausgeht, sondern damit eine Sache ganz neu werden kann. Seine Sache. Deine Sache. Die ganze Sache. Alles. 
Darum bitten wir Dich, für das Neu werden in der Welt. Für das Leben, das neu aufbricht, für neu neuen Mut, wo Wege abgebrochen sind, für neuen Lebenswillen, wo die gewohnten Lebensstrukturen zerbrochen sind, für einen guten Neuanfang in Wirtschaft und Gesellschaft nach der Krisenpause. Für eine Welt voll Dynamik in deiner Sache. 
 
Für unsern Künstler und sein Kunstwerk, gib ihm Kraft zur Arbeit am Wachstum, nimm ihn hinein in den Schwung Deiner Dynamik und das Strömen deines kreativen Geistes. 
Gemeinsam sprechen wir : Vater Unser … 
 
Segen 
Lieber Henning, 
Dich behüte in und bewahre, 
Dich beschwinge und berate 
Im Tun und Lassen deiner Kunst 
Der schöpferische und schaffende Gott. 
Der Vater der Sohn und der Heilige Geist. 
 
Geh ans Werk in Frieden! 
Amen 

Predigt zur Einweihung Pfingsten 2020

Auf den Innenwänden, des achteckigen Turms, ist mit Wachs nach unten gemalt. Bis in die Zwickel der Bögen die auf vier Säulen ruhen. Weis ist das Wachs, nicht zu unterscheiden von der Wandfarbe, ganz oben bei den Fenstern und dann bekommt es immer mehr Farbe. Hell gelb. Goldgelb. Über den Säulen wird es orange. Das zieht sich weiter am Bogen über der Eingangstür. Der auch mit Wachs bemalt ist. Ostern ist der Künstler gestartet. Mit seinem Projekt Wachstum. Licht dazustellen. Hoffnungslicht. Osterlicht. Dass sich von oben in den raum ergießt. Den Raum. Ein kühler Raum. Klamm vom Hauch des Todes. Der Aufbahrungsraum. Im Eystruper Mausoleum. Der Friedhofskapelle. Licht dargestellt aus Wachs. Wachs ein besonderes Material. Das in sich aufnimmt. Was man ihm einprägt. Aber auch Gerüche. Und an dieser Stelle symbolisch weitergedacht: Gefühle, Erinnerungen, Tränen, Trauer, Beklemmung, Geschichten. Und ganz real. Zettel. In diesen Wochen ohne öffentliche Fürbitte. Gestaltet. Die Namen der Verstorbenen. Die Gedanken an die Trauernden. Eingegangen. Aufgenommen. Geborgen. Anverwandelt dem Hoffnungslicht. Hoffnungslicht das in den Raum strahlt, gegenständlich gemacht. Man sagt das ist die besondere Fähigkeit und die Aufgabe von Kunst: sichtbar machen, was nicht sichtbar ist. Osterlicht zeigen, dass in die Welt fließt zum Beispiel. Ostern ist 50 Tage her. Heute an Pfingsten. Aus Weis, Gelb, Gold und Orange isst Pfingstrot geworden, da wo der Bogen den Boden trifft, da wo das Wachs angekommen ist. Warm ist es geworden mit den Farben. Immer wärmer. Und die Farbflüsse im Turm erscheinen nun wie die Flammen über den Köpfen der Jünger. Dem Bild dem Symbol mit dem Lukas den Geist Gottes beschreibt, der zu Pfingsten die Jünger ergreift und zu neuem bewegt: Zum Kirche werden. Wirbel, Tanz, Bewegung. Wie Geistwesen. Kann man an den Wänden sehen. In bestimmter Perspektive hat jemand auch gegen den Willen des Künstlers ein Herz entdeckt. Liebe ist auch ein Name für den Geist. Geist nicht in einer fassbaren Gestalt. Dynamisch. Bewegt. Im Wandel. Energie. Geist. Bewegung. Pfingsten sind wie Licht für sich auch nicht sichtbar. Sind auch etwas was Kunst sichtbar machen kann, Gestalt geben kann. Ostern ist das Ganze gestartet mit Licht. Mit Hoffnung. Transzendenz, Auferstehung, nicht sichtbar aber sichtlich gemacht mit Kunst.
Von oben in den Raum um aufzunehmen, anzunehmen was von unten entgegen kommt: Gerüche: Gebete; Blicke. Eine Achse Oben-Unten. Das Licht fließt in den Raum und trifft auf Köpfe und Herzen beginnt als Flammen zu Tanzen. Zu Verwirbeln wie Wasser an Steinen im Strom, die er zugleich bewegt. Haltung und Perspektive verschieben sich. An Pfingsten. Das Auferstehungslicht, das seit Ostern in die Welt leuchtet, löst Dynamik in der Welt aus. Setzt Menschen in der Welt in Bewegung. Kirche wird. Die Haltung verschiebt sich. Aus dem Blick nach oben wird ein geweiteter Horizont. Und da geht das Wachstum weiter an der Tür mit dem Blick hinaus. Blick für die Menschen die in diesem Licht in den Blick geraten. Mit denen wir im Licht stehen. Mit hinein genommen sind in ein Wachstum. Und auch da Dunkel wird erkennbar durch den Schein des Lichtes.  Den Perspektivwechsel von Pfingsten deutet die zweite Achse an. Von der Altarwand, mit der Licht- und Energieexplosion wo eigentlich das Kreuz hängt. zur Tür. Wo das Wachstum in die Welt will. Und die Welt die Erde anverwandelt. Mit Ockeranklang der Erde und Blutrot der Menschen. Mit Wachs gemalt ist das Licht gemalt und der Geist. Mit etwas was noch deutlicher als normale Farbe. Materie ist, die Licht nur darstellt. Und die Materie zeigt, die Welt, in der der Geist wirkt. Und doch gerade als Materie als Material. Hat sie einen besonderen Glanz. Ein Leuchten. Geist bewegte. Geist belebte Materie. Glanz und Leuchten vom Wirken Gottes durch uns Menschen. Moses Gesicht leuchtete nach der Begegnung mit Gott (2. Mose 34). Pfingsten will uns glänzen lassen. Füreinander in Gottes Welt. Amen